Blindleistungskompensation - Grundlagen

Urheber: Mergim Morina
Letzte Aktualisierung: 21.10.2024

Als netzparallele Erzeuger unterliegen Wechselrichter genau wie die hiesigen Energieversorgungsunternehmen denselben Richtlinien gemäß VDE (DE) / TOR Erzeuger (AT) / VSE (SUI). Ein besonders wichtiger Punkt ist die Kompensation von Blindleistung im Stromnetz. Um Spannungseinbrüche und Transienten zu verhindern, muss der Wechselrichter in der Lage sein, Blindleistung abgeben oder sogar aufnehmen zu können. 

Das Stromnetz besitzt eine induktive Komponente durch die Nutzung von Motoren, Pumpen, Vorschaltgeräten, etc. Auch stromdurchflossene Leitungen bilden induktive Kopplungen und beeinflussen die Stromzufuhr wechselseitig. Das Resultat ist ein verminderter Leistungsfaktor und es muss eine höhere Scheinleistung durch das Netz an die Verbraucher fließen um deren Betrieb aufrecht erhalten zu können. Das sorgt für eine zusätzliche Belastung von Leitungen und Trafos. Reichen die gestellten Netzkapazitäten dafür nicht aus, stellen sogenannte Spannungstrichter eine große Gefahr dar. Wenn die lokale Netzspannung aufgrund einer hohen Anzahl von induktiven Betriebsmitteln zu stark absinkt, kann dies als Dominoeffekt zur Entkopplung von Erzeugungsanlagen und einem großflächigen Netzausfall führen.

Der Einspeisung größerer Wirkleistungen ins Netz durch dezentrale Erzeugungsanlagen wie PV-Anlagen muss besondere Beachtung geschenkt werden. Um den produzierten Strom ins Netz transportieren zu können, muss die Ausgabespannung des Wechselrichters höher sein. In den meisten Fällen verlangt der Netzbetreiber, dass der Wechselrichter untererregt betrieben und Blindleistung aufgenommen wird. Andernfalls kann auch eine Einspeisebegrenzung verordnet werden um das umliegende Netz und dazugehörige Trafos nicht zu überlasten.



Mithilfe der Azzurro Operators App ist es möglich, die Blindleistungskompensation des Wechselrichters gemäß den Anforderungen des Netzbetreibers einzustellen und den Auszug im PDF-Format zu erstellen. Folgende Einstellungen sind möglich:




Der vom Netzbetreiber geforderte Betrieb des Wechselrichters wird üblicherweise als übererregt und untererregt bezeichnet. Unterhalb finden Sie eine Abbildung von Erzeuger- und Verbraucherzählpfadsystem.

Untererregt (induktives Verhalten):
Ein untererregter Generator gibt einen Strom ab, welcher der Spannung vorauseilt. Die resultierende Blindleistung wird als kapazitive oder negative Blindleistung betitelt. Der Wechselrichter nimmt Blindleistung auf und verhält sich induktiv. Dadurch wird die Netzspannung im Umfeld der Anlage reduziert und die Abschaltung von Wechselrichtern durch Erreichen des Spannungssteigerungsschutzes verhindert.

Übererregt (kapazitives Verhalten):
Der Ausgabestrom eines übererregten Generators eilt der Spannung nach. Die resultierende Blindleistung wird als induktive oder positive Blindleistung betitelt. Der Wechselrichter gibt Blindleistung ab und verhält sich kapazitiv. Dadurch wird die Netzspannung im Umfeld der Anlage erhöht und verhindert Spannungseinbrüche, die im schlimmsten Fall zu einem breitflächigen Netzausfall führen können.