Netzentkopplung durch hohe Einspeiseleistung

Urheber: Mergim Morina
Letzte Aktualisierung: 18.03.2025


Um die Einspeisung der überschüssigen PV-Leistung ins Netz ermöglichen zu können, muss der Wechselrichter seine Ausgabespannung so anpassen, dass diese höher als die gekoppelte Netzspannung ist. Nehmen wir zur Veranschaulichung folgendes Beispiel:

Anliegende Netzspannung UNetz - 230V
Momentane Einspeiseleistung POut - 15kW oder 5kW pro Phase
Ausgabestrom pro Phase IOut - 21,74A pro Phase
Netzimpedanz ZN - 0,6Ω

UNeu = UNetz + IOut x ZN 
UNeu = 230V + 21,74A x 0,6Ω = 243,04V

Die Ausgabespannung UNeu muss 243,04V betragen um den Ausgabestrom IOut pro Phase ins gekoppelte Netz einspeisen zu können. Die Größe der Netzimpedanz ZN wird durch Leitungs- und Hitzeverluste als auch Frequenzänderungen beeinflusst. Mit zunehmenden Anzahl einspeisender dezentraler Erzeugungsanlagen wie Photovoltaikanlagen kann die Netzspannung im näheren Umfeld der Anlage übermäßig hoch ansteigen. Wenn die Überspannungsgrenze gemäß der installierten Länderkennung überschritten wird, entkoppelt sich der Wechselrichter vom Netz und gibt in der Ereignisliste den entsprechenden Fehler aus - ID01 Grid Overvoltage

Beispiel: Ereignisliste, ausgelesen durch die AZZURRO Operators App. Bei diesem Fall lag die Spannung über dem eingestellten Grenzwert von 253V, was zur Entkopplung des Wechselrichters führte.




Der Wechselrichter ist in der Lage Blindleistung über verschiedene Regelungsmodi aufzunehmen. Wenn zum Beispiel eine Länderkennung mit dem Zusatz "Q/U" in das Gerät installiert wurde, senkt das Gerät bei erhöhter Spannung diese durch Bezug von Blindleistung (induktives Verhalten). Des Weiteren kann der Wechselrichter versuchen, bei einer überhöhten anliegenden Netzspannung seine Ausgabeleistung auf einen niedrigeren Wert zu drosseln (spannungsgeführte Wirkleistungsdrosselung "P/U"). Diese Parameter können über die AZZURRO Operators App aktiviert und eingestellt werden, Anleitungen finden Sie hier - Rubrik Netzparameter

Beispiel: Ab 105% der Netzspannung regelt der Wechselrichter den Leistungsfaktor runter bis am Endpunkt bei 108% der Netzspannung ein Wert von cosф = 0,9 induktiv erreicht wird. Der Bezug von Blindleistung bzw. die Ausgabe eines voreilenden Stromes vom Wechselrichter bewirkt eine Spannungsminderung.



Die wirksamste Methode ist das Setzen einer Einspeisebegrenzung. Je niedriger die Einspeiseleistung, desto niedriger auch die resultierende Spannungssteigerung. Natürlich muss der Anlagenbesitzer mit einer entsprechend niedrigeren Einspeisevergütung rechnen. Die Einstellung finden Sie unter Erweiterte Einstellungen > Einspeisebegrenzung.

Für den Erhalt der Netzqualität ist der lokale Netzbetreiber verantwortlich. Dieser soll konsultiert werden, wenn die anliegende Netzspannung bereits ohne zusätzlicher Einspeisung sehr hoch ist. Um die anliegende Netzspannung korrekt messen zu können muss die Erzeugung des Wechselrichters ausgesetzt werden indem das Gerät in den Standby versetzt wird (Erweiterte Einstellungen > Ein-/Ausschalten > Ausschalten).

Auf keinen Fall sollte versucht werden mittels Spannungsregler, Drosselspulen oder Spartrafos die Spannung am Netzanschlusspunkt der Anlage zu senken! Die Manipulation des Spannungniveaus verstößt gegen geltende Normen und Sicherheitsvorschriften und kann zu Schäden an Sachgütern fremder Anlagen führen!